Der Döbereiner Hörsaal. Wie wunderschön, wenn da niemand ist.
Wasserzeichen —

Mein soziales Leben an der Uni

Ich bin introvertiert. Ich genieße es auch, alleine zu sein. Hier berichte ich über mein soziales Leben an der Uni.
Der Döbereiner Hörsaal. Wie wunderschön, wenn da niemand ist.
Foto: Soyee Chan
  • Studium

Meldung vom: | Verfasser/in: Soyee Chan
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Meine Tätigkeit als Botschafterin bedeutet nicht, dass ich ein typisch extrovertierter Mensch bin. Ich kann leicht viel schreiben, sprechen aber nicht.
Es kann daran liegen, dass Deutsch für mich eine Fremdsprache ist. Ich schwöre aber: auch wenn es an der Uni Leute aus Hongkong gibt, würde ich nicht aktiv den Kontakt suchen. Ich bleibe wirklich oft lieber alleine.

In meiner Heimat

Während meiner Ausbildung habe ich auch nicht versucht, mich aktiv mit den Leuten zu befreunden. Ich hatte Glück. Viele Kommilitonen haben angefangen, mit mir zu reden und mich in ihre Gruppe für Projekte und Hausaufgaben einzuschließen.

Jetzt habe ich nur noch eine Freundin aus der Schulzeit, mit welcher ich aktiv Kontakt habe. Meine meisten Freunde habe ich auf der Arbeit kennengelernt. In Hongkong ist es sehr normal, dass wir nach der Arbeit mit Kollegen Abendessen gehen oder sogar in einer Bar bis spät trinken. Es ist aber keine verpflichtende Aktivität (wie ihr es wahrscheinlich aus Japan oder Korea kennt). In Hongkong gibt es eine Aussage „Kollegen sind zu einem Drittel wie die Familie“.

Deutschkurs

Ich war im Deutschkurs überraschenderweise extrovertierter als ich dachte. Wahrscheinlich weil wir alle auf dem gleichen Schritt waren, konnten wir uns gut verstehen. Ich habe mich auch mit meinen Kommilitonen außerhalb des Deutschkurses getroffen.

An der Uni

Ich bin schon mal während des Vorkurses vor den Leuten geflohen. An einem Tag wurden wir eigentlich nach der Vorlesung abgeholt. Ich habe die Toilette besucht und drin ein bisschen länger gewartet, bis dort niemand mehr war. Dann habe ich diese Gelegenheit genutzt, das Gebäude zu erkunden und habe das Gebäude aus einem anderen Ausgang verlassen und bin heim gefahren :) Ich empfinde mich schon außergewöhnlich mutig, dass ich am ersten Tag mit den Anderen zum Park gegangen bin und auch aktiv mit ein paar Leuten geredet habe.

Meine beste Freundin jetzt im Studium habe ich eigentlich zufällig kennengelernt. Bei der Übergabe von den Plätzen im Labor habe ich einen Platz ganz vorne bekommen und die Kommilitonen, die ich im Vorkurs kennengelernt habe, waren weit weg von mir. Neben mir standen noch drei weitere Kommilitoninnen, welche ich noch nicht kannte. Und scheinbar saßen sie schon miteinander im Vorkurs. Deswegen haben sie sich schon kennengelernt. Mit einer von ihnen bin ich zum Bahnhof gelaufen und habe sie über den Standort von der Naturwissenschaft-Bibliothek gefragt. Jetzt lernen wir so oft zusammen und sind sehr eng befreundet.

  • Spring 1
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    Errrrrrm….
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Ich sitze in Seminaren und in Vorlesungen immer noch mit meinen Freunden aus dem Vorkurs zusammen. Aber durch diese Freundin habe ich auch angefangen, mit Leuten aus anderen Gruppen zu reden. Manchmal weiß ich auch nicht, ob es um mein Deutschverständnis geht oder um ihre junge Sprache, ich kann mich oft einfach nicht in ihre Gespräche involvieren. Ich kann mich aber mit dieser Freundin fast endlos unterhalten. Manchmal finde ich mich sogar zu laut.

Ein entspannter Nachmittag mit meiner Freundin nach ihrer Klausur.

Foto: Soyee Chan

Ein anderes Beispiel ist meine Teilnahme an Veranstaltungen. Ich habe mich für den Datathon Bootcamp von DaLiJe in diesem Jahr angemeldet.

Übrigens: ich würde euch auch dringend empfehlen, sich den Veranstaltungen-Kalender der Uni Jena regelmäßig anzuschauen. Nur durch den Datathon habe ich die Möglichkeit von Kursen wie Data-Literacy und Coding entdeckt, was ich, seit langen, sehr gerne lernen will. Uni Jena bietet auch Unterstützung an (kostenfrei!) und das MMZ ist wirklich toll.

Ich fühlte mich am Anfang sehr „awkward“ und habe wirklich überlegt, nicht zu den restlichen Workshops zu gehen. Glücklicherweise habe ich es nicht gemacht. Im Prinzip bin ich der Typ, der wegen des Stresses vor Socializing fliehen kann. Auf der Arbeit ist dieses Problem bei mir aber nicht vorhanden. Der Grund dafür kann sein, dass ich eine Tätigkeit habe und ich mich damit nicht unnatürlich fühle.

Ich möchte mit euch nur teilen, dass eine introvertierte Persönlichkeit auch kein Problem ist. Wir können überleben :D Im Allgemeinen finde ich die Deutschen auch nicht besonders extrovertiert und laut, nur wenn sie mit Bekannten zusammen sind. Und diese Bedingung gilt auch bei vielen Leuten. Falls ihr euch Sorge macht, dass ihr keine Freunde finden könnt, ist das auch okay. Die richtigen Menschen werden sich definitiv treffen, falls sie sich gut verstehen können.

Ich kann keine Bilder zeigen, auf denen ich alleine bin. Hier war ich mit niemandem.

Foto: Soyee Chan

Dieser Bericht ist auch schon mein letzter Bericht in dem Semester. Ich habe mich sehr gefreut und bin auch geehrt, dass ich so viel teilen durfte. Ich beantworte gerne eure Fragen und ihr könnt mir gerne schreiben.

Ich wünsche euch ein glückliches Leben an der Uni Jena. Macht’s gut und vielleicht sehen wir uns im Campus ;) (wenn ich mich nicht gerade auf einer Toilette verstecke :D )