Prof. Dr. Gerhard Götz verstorben

Am 14.02.2020 ist Prof. Dr. Gerhard Götz im Alter von 87 Jahren verstorben. Gerhard Götz war von 1976 bis 1992 ordentlicher Professor für Angewandte Physik im damaligen Wissenschaftsbereich Ionometrie der Sektion Physik.
Götz, Gerhard (1932 -2020)
Götz, Gerhard (1932 -2020)
Foto: privat

Nachruf

Mit tiefem Bedauern haben wir vom Ableben unseres früheren Kollegen Prof. Dr. Gerhard Götz Kenntnis erhalten.

Nach Abschluss des Studiums der Physik in Jena begann Gerhard Götz 1960 eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Technisch-Physikalischen Institut unter dem Direktorat von Prof. Dr. A. Eckardt. 1966 promovierte er auf dem Gebiet der Kernphysik. Mit der Gründung der Sektion Physik im Jahr 1968 und der Auflösung des Technisch-Physikalischen Instituts war auch die Beendigung der kernphysikalischen Forschung in Jena verbunden. Im neu gegründeten Wissenschaftsbereich Ionometrie waren, im Einklang mit dem internationalen Trend und unter Nutzung vorhandener Anlagen, Forschungsarbeiten zum Einsatz von Ionenstrahlverfahren zur Analyse und Modifizierung von Festkörpern geplant. Die dazu erforderlichen Veränderungen an den vorhandenen experimentellen Anlagen und die Einarbeitung der Mitarbeiter in das neue Forschungsgebiet wurden von Gerhard Götz maßgeblich mit geplant und realisiert. Im Ergebnis seiner wissenschaftlichen Arbeiten auf dem neuen Forschungsgebiet habilitierte er sich im Jahre 1975 mit dem Thema "Untersuchung von Gitterfehlstellen und Strahlenschäden in Einkristallen mittels ionometrischer Verfahren". 1976 erhielt er den Ruf als ordentlicher Professor für Angewandte Physik an der Sektion Physik.

Die unter seiner Leitung im Wissenschaftsbereich Ionometrie erarbeiteten Ergebnisse zur Modifizierung und Analyse von Festkörpern mit Ionenstrahlen, zur Laserausheilung von Strukturdefekten und zur Explosivkristallisation amorpher Schichten führten zu internationaler Anerkennung der Forschungsgruppe auf diesem Gebiet, die bis heute nachwirkt. Ausdruck dafür sind wissenschaftliche Kontakte zu renommierten Forschungseinrichtungen, wie z.B zum Institut der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Novosibirsk, den Universitäten Minsk und Tbilissi, dem California Institute of Technology in den USA und den Universitäten in Guildford in Großbritannien und in Catania in Italien. Nicht zuletzt haben zwei von ihm initiierte und organisierte internationale Schulen zur Ionenstrahlanalyse von Festkörpern in den Jahren 1986 und 1989, an denen junge Wissenschaftler unter anderem aus der Bundesrepublik Deutschland und anderen Staaten der jetzigen Europäischen Union teilnahmen, zur internationalen Reputation der Gruppe beigetragen. Auf der Grundlage der für die Schulen vorbereiteten Lehrmaterialien erschien 1988 die Monografie "High Energy Ion Beam Analysis of Solids", die von Gerhard Götz gemeinsam mit Konrad Gärtner herausgegeben wurde. Dieses Fachbuch erfuhr starke Beachtung in der internationalen Community und gilt auch heute noch als ein Standardwerk auf diesem Gebiet.

Die internationale Reputation der Jenaer Gruppe hatte im Sommer 1989 die Berufung von Gerhard Götz in das Internationale Komitee des Konferenzzyklus "Radiation Effects in Insulators" und die Vergabe der 6. Konferenz in die DDR zur Folge. Trotz der mit der Vereinigung Deutschlands verbundenen Herausforderungen konnte die Tagung, nicht zuletzt dank des Einsatzes von Gerhard Götz, 1991 erfolgreich mit mehr als 200 Teilnehmern aus der ganzen Welt im Juni 1991 in Weimar durchgeführt werden. Noch viele Tagungen später erinnerten sich damalige Teilnehmer an die Thüringer Gastfreundschaft.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hat sich Gerhard Götz stets intensiv der Ausbildung der Studenten und des wissenschaftlichen Nachwuchses gewidmet. Seine Vorlesungen waren von hoher Qualität, und die Betreuung von Diplom- und Doktorarbeiten war gekennzeichnet durch die ihm eigene kritische Betrachtungsweise kombiniert mit konstruktiven und stets hilfreichen Kommentaren und Hinweisen. Darüber hinaus hat er sich stets für die Belange seiner Studenten und Mitarbeiter eingesetzt.

Für alle, die mit Gerhard Götz zusammengearbeitet haben, war er durch zielorientierte Arbeitsweise und seine stete Hilfsbereitschaft bei auftretenden Problemen ein Vorbild. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.


Elke Wendler und Werner Wesch

Jena, im Februar 2020